UNESCO Musik

Musikalische Meditation

Oberalteich: Abheben in andere Sphären – Thema: „Erbarmen“

Loslösen vom Alltag mit seiner Reizüberflutung, die Seele durchatmen lassen, unbelastet sich einer anderen Welt zuwenden, das ist der Sinn von Meditation. Die Flügel hierzu können betrachtende Worte sein über Weisheiten, die seit Jahrtausenden das Bewusstsein bewegen, aber auch geeignete Musik, instrumental oder vokal. Die Verbindung von Wort und Musik vermag den empfindsamen Hörer in höhere Sphären zu erheben.

Getragen von diesem Geist veranstaltete die Pfarrgemeinschaft Oberalteich-Parkstetten-Reibersdorf zusammen mit Pfarrer Richard Meier eine musikalische Meditation in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Oberalteich, gestaltet von den VHG-Schülerinnen und -Schülern. Bezugnehmend auf die vorösterliche Zeit war „Erbarmen“ das Thema, ein Grundpfeiler menschlichen Zusammenlebens; vor allem aber beschreibt dieses Wort das Verhältnis Gottes zu den Menschen.

Neben zahlreichen anderen Evangelientexten verdeutlicht sich dieses Erbarmen Gottes beim Evangelisten Lukas, in welchem Jesus einen Blinden heilte, als dieser ihn anflehte, wieder sehen zu können. Ein interessanter, nicht oft gehörter Text aus einem Brief eines Papstes aus dem 1. Jahrhundert, Klemens I., in welchem er schreibt: „Lasst uns aufmerksam auf das Blut Christi schauen und erkennen, wie viel es Gott, dem Vater, wert ist, die Gnade der Umkehr anzubieten.“

Auch Gebete in deutscher und englischer Sprache wurden von Jugendlichen vorgetragen. Wobei besonders zu bemerken ist, mit welch perfekter Aussprache die englischen Texte vorgetragen wurden. Die Lektorinnen und Lektoren waren Mitglieder der Unesco-Projektgruppe am Veit-Höser-Gymnasium: Amelie Dilger, Hannah Gruber, Angelina Wimmer, Ronja Janker, Hanna Riesinger und Lukas Gietl, und als Gast aus der Abt-Utto-Grundschule Metten sprach Mathilda Liebl zwei Gebete in englischer Sprache und eines in Deutsch. Geleitet wird diese Unesco-Projektgruppe von VHG-Lehrerin Heidi Schießlbauer.

„Stabat mater dolorosa iuxta crucem lacrimosa, dum pendebat filius – Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing“. Dieses zehnstrophige Gedicht aus dem 13. Jahrhundert wurde interessanterweise von Lukas Gietl in der Originalsprache Latein, von Angelina Wimmer auf Italienisch, Hannah Gruber in akzentfreiem Französisch, ebenso perfekter englischer Aussprache von Ronja Janker und auf Deutsch in klarer Artikulation von Amelie Dilger vorgetragen. Zwischen den Strophen spielte Regionalkantor Wolfgang Kraus passend zu den Texten einfühlsame Phantasien auf der kleinen Orgel.

Begleitet auf der Orgel von Miriam Liebl und Wolfgang Kraus waren in dieser Meditationsstunde ganz besondere musikalische Leckerbissen von den VHG-Schülerinnen zu hören: Michaela Plager, die ihr großes musikalisches Können auch im Abitur unter Beweis stellen wird, spielte in großartigster Weise Bearbeitungen von Josef Rheinberger (1839 – 1901) und César Franck (1822 – 1890) und die Romanze G-Dur von Max Reger (1873 – 1916) auf ihrer Klarinette. Mit wunderbarem, weichem und sauberstem Geigenton interpretierte Lena Stöger Kompositionen des Barockmeisters Giuseppe Tartini und von Charles Dancla (1827 – 1907). Pfarrer Richard Meier, Heidi Schießlbauer, Miriam Liebl und das gesamte Team gestalteten eine Meditationsstunde mit tiefer Inspiration „von Herzen zu Herzen“.

Theodor Auer

Straubinger Tagblatt / Bogener Zeitung / Laber-Zeitung; 11.04.2022