Deutsch Theatergruppe

„Schrei es raus - überleben“ – Fahrt der Theatergruppe zum Jungen Theater nach Regensburg

Am Mittwoch, 4. Mai treffen wir uns um 7:25 am Bahnhof in Bogen. Mit dem Zug geht es nach Regensburg und wir begeben uns zu Fuß Richtung Bismarckplatz. Zur großen Enttäuschung unserer Gruppe hat keine Eisdiele um 8 Uhr 30 an einem Wochentag geöffnet … Wer hätte damit gerechnet? 😊 Im Jungen Theater am Oberen Bismarckplatz werden wir von den Verantwortlichen warmherzig und persönlich begrüßt. Einer der Schauspieler, Micha, spricht mich direkt an. Er fragt nach meinem Namen und „was mich so richtig an der Welt ankotzt“. Der Grund dafür? Im Hintergrund sind Aufnahmen verschiedener Personen zu hören. Kurze Sätze, in denen sie erklären was sie alles so stört: 

- „70% aller Deutschen geben offen zu rassistisch zu sein.“ 

- „Ich finde es scheiße, dass Frauen in der katholischen Kirche diskriminiert werden.“ 

- „Hört doch endlich auf, unsere Meere in Müll zu ertränken!“ 

und viele weitere Statements. 

Natürlich fällt auch uns noch unser Senf dazu ein, welcher prompt in ein Mikrofon eingesprochen wird und nun auch im Hintergrund abgespielt wird. Kurz darauf kommt auch die zweite Schule an und der Einlass beginnt. Bevor wir unsere Plätze einnehmen dürfen, müssen wir jedoch noch abstimmen. Unsere gemeinsame Entscheidung wird das Stück beeinflussen, heißt es. Die Auswahl: Macht, Ruhm oder Wahrheit. Wir setzen uns und das Stück beginnt. 

Als Erstes werden wir eindringlich mit all den negativen Fakten bombardiert, die uns täglich erschüttern - ganz ähnlich unseren Sätzen, die wir zuvor auf Band gesprochen haben.  Es ist laut, doch das muss es auch sein. Wer ist denn nicht wütend auf diesen ganzen Dreck? Auf die Politik, den fehlenden Umweltschutz, die Behörden, den Rassismus und Sexismus dieser Welt? So auch die Bühnengestalten. Die vier Jugendlichen beraten sich und beschließen, etwas gegen die Probleme zu unternehmen. Doch ihr Plan geht schrecklich schief, und am Ende steht Kati, unsere Protagonistin, alleine da. Als sich alle Welt gegen sie stellt und mit unfairen Mitteln kämpft, geht es nur noch um das nackte Überleben. Am Ende, nachdem sie sich korrupten Politikern, sich selbst und sogar dem Tod gestellt hat, wird Kati vor die Wahl gestellt: Sie muss sich fragen, mit welchem Geschenk sie zurückkehren möchte. Hier kommt unsere Wahl ins Spiel: Kati entscheidet sich für das „Tor der Wahrheit“, so wie es das Publikum zu Beginn entschieden hat. 

Das ganze Stück über spürt man die Wut, die Hilflosigkeit und Angst Katis, aber auch die der Jugendlichen, die bei der Entstehung des Skripts mitgewirkt haben. Und trotzdem gibt es Mut, und Hoffnung! Hoffnung, dass unsere Welt noch zu retten ist.   

So von dem Stück in Bann gezogen, beschließen wir spontan, doch noch zur Nachbesprechung zu bleiben. Das Stück hat uns zu sehr bewegt, als dass wir jetzt einfach aufstehen und gehen könnten. Wir sprechen mit den Schauspielern und einer Theaterpädagogin über die Probleme unserer Welt und wie wir sie gerne lösen würden. Viele interessante Ideen werden gesammelt und besprochen, alles in allem eine unglaublich beeindruckende Diskussion. Als wir das Theater verlassen, ist uns allen klar geworden, mit wie vielen Problemen bereits Jugendliche heutzutage konfrontiert werden. Jedoch auch, wie engagiert sie sind und wie viele Möglichkeiten es für uns gibt, die Welt positiv zu verändern! Fast sind wir versucht, das Stück ein zweites Mal zu besuchen, um auch die anderen Enden zu erfahren, so gut hat uns die Aufführung gefallen. Selten hat uns ein Theaterstück so nachhaltig beeindruckt, vom Titel bis hin zur Umsetzung und dem Verlauf der Geschichte. 

Sowohl persönlich als auch aus unserem „professionellen Theater-Wissen“ heraus hat uns das Stück unglaublich begeistert - es war die Fahrt definitiv wert! 

Ein herzliches Dankeschön an Frau Stojetz für die Organisation der Fahrt! 

Kajin Jäschke