UNESCO

UNESCO-Gruppe gestaltet musikalisch-literarische Soirée im Haus der Begegnung Bogen

„Haus der Begegnung“ – der richtige Ort für ein kulturelles Ereignis der ganz besonderen Art. Schülerinnen und Schüler der Unesco-Projektgruppe des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen (VHG) mit ihrer Lehrerin und Mentorin Heidi Schießlbauer und das Team des Hauses der Begegnung Bogen um Beate Albertskirchinger und Natalia Bykov sprachen mit einem anspruchsvollen Programm aus Musik und Texten generationenübergreifend interessierte Besucher an. Die anerkennenden Begrüßungsworte für dieses Projekt sprachen Frau Bürgermeister Andrea Probst aus Bogen, die stellvertretende Landrätin Rosi Deser und Clemens Kink, Schulleiter des Veit-Höser-Gymnasiums. Die VHG-Schülerinnen Michaela Plager und Anna Schedlbauer, die trotz ihrer jungen Jahre bereits große Meisterschaft auf ihrem Instrument, der Klarinette, entwickelt haben, spielten in Begleitung von Kirchenmusiker Wolfgang Kraus (Klavier und Orgel) anspruchsvolle Werke der Romantik. Besonders hervorzuheben seien hier die Interpretationen von „Trois Pièces für Klarinette und Klavier“ von César Franck in einer Bearbeitung von Eberhard Kraus. Äußerst gefühlvoll spielte Michaela Plager den zweiten Satz, das Lento; frisch und jugendlich-fröhlich dann den Schlusssatz, das Allegretto. Josef Rheinberger (1839-1901), vor allem bekannt durch seine Orgelkompositionen, tief verwurzelt in seiner Zeit, der Romantik, aber auch beeinflusst von Bach, war in der Soirée im Haus der Begegnung mit zwei Werken vertreten: der Improvisation in b-Moll, bearbeitet von Eberhard Kraus für Klarinette und Klavier, und der Cantilène F-Dur op. 148,2. Michaela Plager und Wolfgang Kraus gaben der Bezeichnung „Cantilène“, also „gesanglich“, volle Ehre. Die Klarinettistin ließ ihr Instrument wirklich „singen“. Ebenso begeisterte Anna Schedlbauer mit Kompositionen von Niels W. Gade, den Fantasiestücken op. 43. Das Larghetto spielte die junge Künstlerin äußerst gefühlvoll. Mit Kompositionen des ebenfalls zur Romantik zählenden Carl Baermann, der Romanze Nr. 14 und dem Molto Moderato Nr. 18, überzeugte Anna Schedlbauer mit feinem Klarinettenton. Ebenso wie Michaela Plager spielte sie sich mit wohldosierter Dynamik in die Herzen des Publikums.

 

War es tatsächlich ein Märchen, welches die Schülerinnen und Schüler der Unesco-Projektgruppe des VHG Julia Zankl, Hanna Heckel, Maya Ebenbeck, Victoria Moro, Nina Hien, Amelie Lindinger, Leonie Niedermeier, Claudia Plager, Alexander Keul und Raphael Keul vortrugen? Bei aufmerksamer Betrachtung handelt es sich bei Wilhelm Hauffs „Das kalte Herz“ um eine Analyse menschlichen, allzu menschlichen Verhaltens, eingebettet in den Mantel einer Geschichte, welche typisch für das Zeitalter der Romantik ist. Sanft führt Wilhelm Hauff in seinem Kunstmärchen, welches man durchaus mit der Überschrift „Geld verdirbt den Charakter“ versehen könnte, durch eindrucksvolle Milieuschilderungen der Menschen und des Lebens im Schwarzwald des 19. Jahrhunderts den Leser zur Handlungsgeschichte: Es erscheint ein Waldgeist, der einem einfachen Köhlersmann Wünsche erfüllen will: Der Köhler möchte der Mittelpunkt auf dem bäuerlichen Tanzboden sein, doppelt so viel Geld im Wirtshaus lassen können wie der Krösus des Dorfes, ferner die größte Glashütte besitzen, obwohl er keine Ahnung von Glasbläserei hat. Da er der Arbeit immer weniger zugetan ist und noch dazu das ganze Vermögen im Wirtshaus lässt, ist er bald hochverschuldet und die Glashütte wird gepfändet. Ein Geschäft mit dem Bösen lässt ihn wieder zu nie versiegendem Reichtum kommen, dafür wird ihm sein Herz genommen und durch ein Herz aus Stein ersetzt. Wie nicht anders zu erwarten, kann er nunmehr kein Mitleid mehr empfinden, wird geizig und kann sich an nichts mehr erfreuen. Die Schülerinnen und Schüler der Unesco-Projektgruppe des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen lasen diese Geschichte mit Emotion und Einfühlungsvermögen, verbunden mit deutlicher Aussprache und richtiger, sinngebender Betonung.

Schaut man sich nicht nur in der Welt der Politik und der Macht um, sondern sogar im eigenen Umkreis, ist dieses Märchen keineswegs weit hergeholt. Zusammen mit den Klarinettistinnen Michaela Plager und Anna Schedlbauer schenkten die Vorleserinnen und Vorleser den Besuchern einen nicht nur entspannenden, vielmehr auch zum Nachdenken anregenden Abend im Haus der Begegnung in Bogen.

Text:   Theodor Auer (Bogener Zeitung und Straubinger Tagblatt; 08.06.2022)
Fotos: Heidi Schießlbauer

 

Über die musikalisch-literarische Soirée der UNESCO-Gruppe des VHG wurde in der Bogener Zeitung und im Straubinger Tagblatt, auf Radio AWN und auf Niederbayern TV berichtet:

Radio AWN (03.06.2022)

Niederbayern TV (08.06.2022)