Deutsch

„Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht- Theaterabend für die Q12 in Straubing

Die Q12 besuchte die sehenswerte Vorstellung von Brechts Drama „Leben des Galilei“ im Straubinger „Theater am Hagen“, aufgeführt vom Landestheater Niederbayern unter der Regie von Wolfgang M. Bauer.

Um was geht es? Der italienische Physiker Galileo Galilei macht mit dem gerade in Holland erfundenen Fernrohr eine bahnbrechende Entdeckung. Er kann Beweise für das heliozentrische Weltbild von Kopernikus sammeln. Den Hofgelehrten und der Kirche missfällt allerdings, dass die Erde somit nicht mehr als Mittelpunkt des Universums gesehen wird. Die Inquisition beschließt, dass die Lehre Galileis Ketzerei ist, und er wird zum Schweigen verurteilt. Unter Androhung der Folter widerruft Galilei seine Thesen, forscht aber,– trotz der Überwachung durch die Kirche-, im Geheimen weiter. Nach Jahren der Einsamkeit beauftragt er seinen ehemaliger Schüler Andrea Sarti, der sich nach dem Widerruf enttäuscht von Galilei abgewendet hat, sein Werk über die Grenze in das liberale Holland zu bringen.

Gerade die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen wieder einmal die Aktualität und Zeitlosigkeit von Bertolt Brechts Lehrstück, geht es doch um die Frage, wer die Wahrheit spricht und wer die Deutungshoheit über sie hat. Galilei behauptet: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Im Zentrum steht also die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaftler, grundsätzlich wird das Verhältnis von Macht und Vernunft diskutiert.

Das Bühnenbild im Straubinger Theater war eindrucksvoll: Mit verschiedenen runden Bühnenelementen und Licht- bzw. Videoeffekten konnten die Planetenlaufbahnen und das neue Weltbild gezeigt werden. Ein riesiges Fernrohr, das je nach Szene in einzelne Ringe zerlegt und immer wieder neu gestaltet wurde, symbolisierte die Wissenschaft. Typisch für eine Brecht-Aufführung waren die teilweise sehr grotesken Kostüme. Die Vertreter der Kirche ähnelten fast schon Zombies, was teilweise sehr erschreckend wirkte.  Die Besetzung der Rolle des Galilei mit einer Frau (Antonia Reidel) sorgte bei den Schülerinnen und Schülern durchaus für Gesprächsstoff. Das alte Weltbild, das mit der Kirche und dem Patriachat verbunden ist, wird in dieser Inszenierung von einer souveränen Frau erschüttert. Als weitere Verfremdungseffekte im Sinne Brechts wirkten auch die Lieder und die Musik von Hanns Eisler, die vom Ensemble – begleitet von einem Akkordeonspieler am Bühnenrand- vorgetragen wurden.

Insgesamt erlebten die Schülerinnen und Schüler der Q12 mit ihren Lehrkräften einen kurzweiligen, interessanten und lehrreichen Theaterabend!

(J. Meier, M. Stojetz, L. Perschl)

Fotos der Aufführung: Peter Litvai, (c) Landestheater Niederbayern