Geschichte

„Bet‘ kindlein bet‘, morgen kommt der Schwed“- Das Kloster Oberalteich in den Schrecken des 30-jährigen Krieges - Eine besonders anschauliche Geschichtsstunde am Veit-Höser-Gymnasium

Auf Einladung der Fachschaft Geschichte des Veit-Höser-Gymnasiums konnte am vergangenen Freitag im Pavillon der Schule Studiendirektor Hans Sagstetter die AH-Sänger aus Bogen im Namen der Schule herzlich begrüßen. Für die Schüler der 7. Jahrgangsstufe steht nämlich derzeit der „30-jährige Krieg“ im Lehrplan. Was könnte da besser auf der Tagesordnung stehen als authentisch sich mit den Erlebnissen, die sich hier in Bogen zugetragen haben zu beschäftigen: Das Schicksal des Namensgebers der Schule wurde zu einer ganz besonderen Geschichtsstunde aufbereitet.  Schulamtsdirektor Herbert Schedlbauer, der die AH-Sänger leitet und immer wieder musikalisch inspiriert ist, hat nämlich zu authentischen Texten und Gesängen ein Hörspiel über jene Zeit ein Theaterstück zusammengestellt, das die Situation vor ca 400 Jahren lebendig werden lässt.

Vor 400 Jahre feierte das Kloster Oberalteich die Grundsteinlegung zum Klosterbau, der im Jahre 2022 gefeiert wurde; dabei wurde jener Mann in den Fokus gerückt, der vor 400 Jahren vieles davon hier erlebte. Denn wo hätten diese Gesänge idealer Platz gefunden als an jenem Ort, den Abt Veit-Höser aufgebaut hat und der auch das Elend im 30-jährigen Krieg erlebt hat. Veit Höser erlebte diese Zeit, an der sich die Glanztage des Aufbaus der Abteikirche und auch die erbärmlichen, abscheulichen Ereignisse, die sich hier durch Plünderung und Brandschatzung vor Ort abspielten.

Auf der Grundlage der erschütternden Tagebuchberichte von Abt Veit Höser, dem Klosteroberen des Oberalteicher Klosters, wurde das Geschehen dieser Tage thematisiert. Rhythmisierte Gesänge in Anlehnung an Carl Orff und themenbezogene Lieder aus „Des Knaben Wunder-horn“ belebten die einzelnen Szenen. Die ersten Sprechgesänge „D’Schwedn san kumma!“ haben das Volkslied aus „des Knaben Wunderhorn“ im Hintergrund. „Bet Kindlein bet! Morgen kommt der Schwed’; morgen kommt der Oxenstern, wird mein Kindlein beten lern!“

Gerade in diesem Kinderreim verbirgt sich die Bedrohung durch die Schweden; denn morgen kommt der „Oxenstern“ ist nichts anderes derHinweis darauf, wer zu fürchten ist; der „Oxenstern“ ist für die Erwachsenen eine Verballhornung des schwedischen Grafen „Oxenstierna“, der von 1583-1654) lebte und ein gefürchteter Krieger war. Ein anderer Reim „D Schwedn san kumma, ham alles mitgnumma, ham Fenster eigschlong, ham s Blei davotragn, ham Kugln draus gossn; ham alles daschossn!“ Dabei kommt das Elend der Kriegshandlungen vollends zum Tragen und es wird recht anschaulich visualisiert. Beim Zuhörer entwickeln sich dabei Bilder aus dem Fernsehen, wo sich derzeit in der Ukraine ähnliches abspielt, so wird es damals gewesen sein, kommen Gedanken hoch.

Die musikalische Leitung lag bei Herbert Schedlbauer, der auch der Chorleiter der AH-Sänger ist. Unter seiner Ägide formte sich die AH-Mannschaft zu einer stimmigen und klangreinen Intonation.  

Die dreistimmigen Gesänge und rhythmisierten Sprecheinheiten bestimmten den dramaturgischen Spannungsbogen zu den einzelnen Erzählschritten, die Herbert Schedlbauer sehr überzeugend moderierte.

Strukturierend entwickelten sich die Texte zwischen den einzelnen Musikstücken und gaben der Darbietung eine Form, die Günther Lex, der Sprecher, vortrug. Die Texte des musikalischen Hörspiels stammten überwiegend wörtlich aus den Aufzeichnungen des Kriegstagebuchs von Abt Veit Höser, der das streng und korrekt führte, und das der Forschung heute als Beleg und Orientierung für den Kriegsverlauf behilflich ist.

Veit Höser hielt sich in der Probstei Elisabethszell versteckt; er war ja steckbrieflich gesucht. Um sich vor den Verfolgern in Sicherheit zu bringen, wagte er es als Bettler verkleidet über das Kinsachtal nach Straubing zu gelangen, das von den schwedischen Truppen besetzt war. Anschaulich schilderte der Erzähler die Gräueltaten der Besatzungsmacht, das heutigen Kriegsgewinnern nicht nachsteht!

Abschließend reflektierte der Sprecher, dass wir ohne der Aufzeichnungen von Abt Veit Höser diese Tage nicht lebendig werden lassen könnten. Und der Chor rundete mit dem Andachtsjodler aus der Waldlermesse diesen lebendig gewordenen „Geschichtsvormittag“ ab.