UNESCO Musik

Musik und Texte zum Durchatmen: Orgelmeditation mit jungem Cello-Talent

Es war sicherlich eine geistliche wie geistige Wohltat, was sich da eine halbe Stunde lang den Besuchern in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Furth im Wald geboten hat, auch bei Einhaltung sämtlicher Corona Bestimmungen. 30 Minuten der Ruhe und freien Besinnung auf sich selbst. Mithilfe ausgewählter Texte und dazu vorzüglich passender Musik war es ein Leichtes, einen persönlichen Weg zur Meditation zu finden. Eingeladen hatten dazu Stadtpfarrer Karl-Heinz Seidl und der Further Kirchenmusiker Wolfgang S. Kraus, der im Rahmen seiner Reihe „Orgelmeditation“ erfolgreich ein klein wenig Licht in diese so musisch-graue Corona-Zeit zu bringen beabsichtigt – ein sehr menschliches, tröstliches Unterfangen. Kraus, der mit diesen „Orgelmediationen“ schon seit Längerem über die Musik als Medium den Besuchern einen guten Zugang zu den kurzen Texten eröffnet, hatte an diesem Abend eine junge Musikerin eingeladen, deren Cello-Spiel sich wunderbar mit seiner intuitiv passenden Orgelregistrierung verband: Katharina Obermaier, Schülerin der zehnten Klasse des Veit-Höser-Gymnasiums in Bogen. Spielreife und souverän gezeigte Technik. Sie hatte zunächst Cello-Unterricht bei ihrer Musiklehrerin Miriam Liebl und dann in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule Straubing-Bogen bei Barbara Wolf-Eckmann. In der Instrumentalpraxis ist sie außerdem Cellistin im Schulorchester – was ihre recht erfreuliche Spielreife und souverän gezeigte Technik nachhaltig prägt. Ganz offensichtlich ist das Bemühen des eigentlich naturwissenschaftlichen und sprachlichen Gymnasiums, der musischen Bildung einen wichtigen Platz einzuräumen, von Erfolg gekrönt. Der Einfluss wohlverstandener Musikausübung auf Leistungsfähigkeit, -bereitschaft und Teamgeist auch in anderen Bereichen ist längst erwiesen. Das belegt auch ein fächerübergreifendes Film-Schulprojekt, in das die junge Cellistin sich einbringen konnte. Für sie war der konzertante solistische Auftritt, zusammen mit dem renommierten Wolfgang Kraus, der nicht zuletzt als Konzertorganist mit internationaler, weitreichender Erfahrung auf höchstem künstlerischen Niveau bestens bekannt ist, zunächst sicherlich eine Herausforderung. Auch waren die beiden Werke – eine viersätzige „Kirchensonate a-Moll für Violoncello und Basso continuo“ von Giuseppe Maria Jacchini (1663-1727) und die „Sonate D-Dur für Violoncello und Orgel“ von Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755) – durchaus als anspruchsvoll zu bezeichnen. Während Katharina Obermaier im erstgenannten Werk die dominante Rolle des Streichinstruments technisch sehr sauber ausführte und selbst die Läufe in den beiden schnellen Sätzen ohne Schwierigkeiten klar definierte, nutzte sie die große klangliche Ähnlichkeit des Cellos zur menschlichen Stimme, die vom Pfarrer vorgetragenen meditativen Texte noch in ihrer Wirkung durch einen runden, weichen Ton zu unterstreichen. So etwas funktioniert nur, wenn das Zusammenwirken mit einem anderen Instrument geübt und verinnerlicht ist.
Das Thema „Ostern – Auferstehung“ stand im Mittelpunkt, und Seidl berichtete in klarer, bildhafter Sprache von der grundlegenden österlichen Hoffnung, die auch in der aktuellen, leidvollen Phase der Corona-Pandemie nicht verloren gehen darf. Eine weitere Gedankenreise führte zu Orpheus, der seine Liebste Eurydike zweimal an den Tod verlor. Hier wieder bildhaft die Darstellung Christi in den Katakomben, singend mit der Lyra. Anders als Orpheus gelingt es dem Heiland, den Tod zu besiegen und mit dem Wunder seiner Auferstehung den Menschen Trost und
Hoffnung zu geben. Auch die letzte, dritte Meditation sprach von einem optimistischen Bild Christi: kraftvoll und zuversichtlich zugleich. Dazu waren die als „Zwischenmusiken“ angeordneten Sätze der Boismortier-Sonate als unterstreichendes Element gut gewählt. Das „Adagio“, von der Cellistin besonders innig und ergreifend intoniert, bereitete die zugewandte, kämpferische Darstellung des Heilandes in der Renaissancefigur Michelangelos im abschließenden „Allegro“ vor – wiederum couragiert und mit Verve von beiden mit Cello und Orgel in Szene gesetzt.   

Text und Fotos: Johann Reitmeier (Chamer Zeitung, Bogener Zeitung, Straubinger Tagblatt, Laber Zeitung und Mittelbayerische Zeitung; 22.04.2021 bzw. 24.04.2021)