Begabtenförderung Französisch

Sieg trotz Ausfall des Internets - Achtklässlerin holt sich Preis in französischem Vorlesewettbewerb

Dass jemand mit dem Namen Lee de la Fontaine in einem Französisch-Wettbewerb den Sieg einfährt, klingt plausibel. Allerdings ist die betreffende Achtklässlerin aus Bogen trotz ihres Namens keine Muttersprachlerin. Und gewonnen hat sie obendrein unter erschwerten Bedingungen: Als sie ihren Beitrag leisten sollte, war bei ihr das Internet zusammengebrochen.
Erst seit neun Monaten hat sie Französischunterricht, genau wie ihre Klassenkameradinnen. Sich dann schon einer externen Jury zu stellen, erfordert Mut. Den haben sie bewiesen, die Schülerinnen der achten Klasse im sprachlichen Zweig des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen (VHG), als sie nun bei einem französischen Vorlesewettbewerb antraten.
Organisiert und durchgeführt hatte ihn die deutsch-französische Gesellschaft Regensburg (DFG). Zunächst galt es, vor der Jury, bestehend aus den beiden Vorsitzenden der Gesellschaft, Catherine Hummel-Mitrécé und Hermelinde Fröhler-Schlachter – satzungsgemäß eine deutsch-französische Doppelspitze –, einen bekannten Text vorzutragen. Geachtet wurde nicht nur auf phonetische Richtigkeit, sondern ebenso auf einen authentischen französischen Akzent. Die VHG-Schülerinnen meisterten die Aufgabe mit Bravour: Lee de la Fontaine, Lea Hofmann, Julia Zankl, Maya Ebenbeck und Maria Teske schafften es in die zweite Runde. Nach nur zehn Minuten Vorbereitungszeit musste hier ein unbekannter Text vorgetragen werden, in dem auch Wörter und Eigennamen vorkamen, die noch nicht im Unterricht behandelt worden waren. Nachschlagen war verboten.
Den Sieg holte sich souverän Lee de la Fontaine – trotz ihres berühmten französischen Namensvetters Jean de la Fontaine keine Muttersprachlerin, wie die Jury aus Gerechtigkeitsgründen im Vorfeld sichergestellt hatte. Die Jury bestätigte der Schülerin, die besondere Musikalität der französischen Sprache bereits nach wenigen Monaten Unterricht exzellent zu beherrschen. – Der Sieg gelang ihr zudem trotz des Kampfes mit technischen Problemen: Eine halbe Stunde vor Beginn des digital durchgeführten Wettbewerbs hatte ein Blitz ihre Internetverbindung lahmgelegt. Lee de la Fontaine behielt jedoch die Nerven – und das Problem wurde gelöst, indem die Schülerin die Jury mit dem Mobiltelefon anrufen durfte, um ihre Texte vorzutragen. Auch vom Leistungsstand der übrigen teilnehmenden VHG-Schülerinnen zeigte sich die Jury beeindruckt. Vor allem imponierte, wie Catherine Hummel-Mitrécé unterstrich, dass dieser hohe Leistungsstand hauptsächlich im Distanzunterricht erzielt worden war: Die betreffenden Schülerinnen haben erst seit diesem Schuljahr Französisch als dritte Fremdsprache im Unterricht.
Diesem Lob schloss sich Fachbetreuer Simon Wech an, und Schulleiter Clemens Kink betonte, wie wichtig Fremdsprachen in der heutigen Welt seien – nicht nur für den Einzelnen, sondern auch im Sinne der Völkerverständigung. Zur Preisverleihung kam eine Abordnung der deutsch-französischen Gesellschaft extra ans VHG nach Bogen. Die Siegerehrung fand im „französisch dekorierten“ Theaterrondell im Europapark statt. Als Preis gab es zur Urkunde eine Ausgabe von „Le Petit Prince“ von Antoine de Saint-Exupéry.     – map –

Straubinger Tagblatt / Bogener Zeitung; 18.06.2021