Englisch

Walisischer Besuch im Online-Unterricht: Schüler des VHG treffen digital waschechten Briten

Es ist Englischunterricht in der siebten Klasse des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen. Thema der Stunde: Wales. Auf dem Bildschirm – es ist ja die Zeit des Online-Unterrichts – lauter strahlende Gesichter, denn heute soll Ian Owen aus Rossett in North Wales zugeschaltet werden. Die Klasse kennt Ian bereits. Sprang doch beim Soundcheck eine Woche zuvor der Funke dermaßen blitzartig über, dass Ian und die Siebtklässler spontan die gesamte Schulstunde lang angeregt auf Englisch miteinander plauderten. Heute also kommt er wieder, der herzliche Mann aus Wales, der die Kinder so stark in seinen Bann zieht. Er beginnt mit dem Vorsingen der walisischen Nationalhymne. Die Schüler lauschen begeistert den fremdklingenden Worten und der englischen Übersetzung. Und halt, das kennt man doch als bayerischer Schüler: eine eigene Nationalhymne für einen Landesteil. Wales und Bayern – was für eine Parallele! Schon sind die Schüler mittendrin im Vergleich. Eine eigene Sprache, eine eigene Flagge (Ian erfährt, dass Bogen die Wiege des Rautenwappens ist), kulturelle Identität, deftiges Essen: Die Schüler und Ian kommen auf viele Gemeinsamkeiten. Ian zeigt ein walisisches Kochbuch und beschreibt typische Gerichte. Prompt wollen die Schüler wissen, was Ian vom bayerischen Leberkäse hält. Doch Ian ist Vegetarier und winkt lachend ab. Auch aus dem Unterricht wissen die Kinder schon einiges über Wales, und nun wird dieses Wissen dem Praxistest unterzogen. War Ian schon mal im Snowdonia National Park? War er natürlich und zeigt private Bilder. Haben Familienmitglieder von ihm im Bergwerk gearbeitet? Nein, Ian kommt aus einer Künstlerfamilie. Kennt er den National Eisteddfod? Das tut er und erzählt, was er dort schon alles erlebt hat. Alles Informationen, die nicht im Englischbuch stehen. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei und gebrauchen Englisch ohne jegliche Scheu. Es macht ihnen sichtlich Spaß, ihre Sprachkenntnisse – sozusagen am lebenden Objekt – zu erproben. Überrascht sind sie, wie viele bekannte Persönlichkeiten aus Wales stammen. Auch Prinz Charles hat durch seinen Titel einen Bezug zu diesem Landstrich. Eine Schülerin fragt nach, ob Ian die Tänzerin Pina Bausch kennt. Die Frage liegt nahe, denn Ian ist selbst Profitänzer und war Solist am Royal Opera House in London, bevor er Engagements in Deutschland annahm und mit seinem Tanztheater auf Tournee ging. Selbstverständlich lernt die Klasse auch ein paar Brocken Walisisch. Unter viel Gelächter üben die Schüler samt Englischlehrerin Heidi Schießlbauer Ausdrücke wie “Hoffwn i gael peint o gwrw!“ und können sich jetzt – eine korrekte Aussprache vorausgesetzt – in Wales ein Bier bestellen. Natürlich wird Ian auch ausgiebig interviewt. Es sind Fragen zu Wales, seiner Person, seinem Verhältnis zu Bayern und seiner Zeit als aktiver Profitänzer, die die Kinder interessieren. Ian gibt bereitwillig Auskunft und fragt seinerseits nach. Die Siebtklässler sind hingerissen und erzählen Ian von ihren Hobbies, ihren Lieblingsfächern, dem Haustier oder einem Urlaub in Wales ganz in der Nähe von Ians Heimat. In der Begeisterung wird schon mal der eigene Stubentiger in die Kamera gehalten oder der Familienhund herbeigeholt, um ihn Ian vorzustellen. Der Waliser versteht es vortrefflich, einen Draht zu den Schülern zu finden und ihre Lust, sich in der Fremdsprache mitzuteilen, zu wecken und aufrecht zu erhalten. Viel zu schnell sind die 90 Minuten der Doppelstunde vorbei. “Have you ever been to Bogen?“ wollen die Schüler noch wissen und laden Ian spontan ein, sie nach der Corona-Pandemie am Veit-Höser-Gymnasium besuchen zu kommen. “You are great! Your English is really brilliant!“ lobt Ian die stolzen Schüler und kann sich durchaus auch ein größeres Projekt mit dem Veit-Höser-Gymnasium vorstellen. Ob digital oder analog, die Schüler werden in jedem Fall ungemein davon profitieren.

(H. Schießlbauer)