Musik Englisch Französisch

Fächerübergreifendes Filmprojekt der 10. Jahrgangsstufe - Präsentation der Filme

„Wichtige filmische Gestaltungsmittel und deren Wirkung erkennen“ – so steht es für die modernen Fremdsprachen im gymnasialen Lehrplan der 10. Jahrgangsstufe. Anlass genug für das Veit-Höser-Gymnasium Bogen, sich einen Profi aus dem Filmgeschäft in den digitalen Unterricht zu holen und selber unter der Anleitung von Musiklehrerin Miriam Liebl und Englisch-/Französischlehrerin Heidi Schießlbauer ein Filmprojekt zu starten. Ausgewählte Ergebnisse dieses fächerübergreifenden Projekts werden nun coronabedingt hier auf der Homepage des Veit-Höser-Gymnasiums präsentiert und können bis zum Ende des Schuljahres angesehen werden.

Schülerinnen und Schüler aus drei 10. Klassen machten sich mit Feuereifer ans Filmen und stellten szenisch dar, wie sie außerhalb des Unterrichts ihre Englisch- oder Französischkenntnisse trotz des Lockdowns zusätzlich erweiterten. Aus den einzelnen Clips wurden dann je ein englischer und ein französischer Kurzfilm zusammengesetzt. Auch die Filmmusik wurde von den Schülern – ein äußerst musikalischer Jahrgang – zum Teil selbst eingespielt und teilweise sogar eigens für dieses Filmprojekt komponiert. „Es ist wirklich schön, jetzt in diesen schwierigen Zeiten ein solches Projekt zu haben“, erzählte eine Schülerin. „Man ist abgeschieden von den anderen und schafft trotzdem etwas gemeinsam. Dadurch spüren wir, dass wir nicht alleine sind, da unsere individuellen Ideen zu einem künstlerischen und produktiven Gesamtergebnis zusammengefügt werden. Dieses Projekt hat für mich die Verbindung unter uns Schülern auf ganz wesentliche Art und Weise verstärkt.“

Und kreativ waren sie wirklich, die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen. Da entstanden zum Beispiel witzige Zeichentrickclips in der Stop-and-Go-Technik und ein englischsprachiger Workout, der französische Einfluss  auf das Bairische wurde szenisch aufbereitet, französischsprachige Rezepte wurden ausprobiert, Musikinstrumente und Sportgeräte wurden vokabeltechnisch unter die Lupe genommen und Chihuahua Milo bekam seine Kommandos auf Französisch beigebracht. „Milo hat die französischen Kommandos sofort verstanden“, erzählte Milos Frauchen. „Ich glaube, er mag diese Sprache!“ Katze Tiger und Pferd Leo, ein schwarzer neunjähriger Friese, wurden ebenfalls zu Shooting Stars. Während sich Tiger in alter Katzenmanier nur mit vielen Streicheleinheiten dazu bewegen ließ zu posieren („Das hat schon ein paar Anläufe gebraucht!“), genoss es das Pferd sichtlich, so im Mittelpunkt zu stehen. „Ich stelle dar, wie ich mein Vokabular um den Themenwortschatz ‚Pferdestall‘ erweitere“, berichtete Leos Reiterin. „Das Schwierigste war fast, Leo davon abzuhalten, die Sticky Notes mit den Wörtern drauf zu fressen“, erzählte sie lachend und fügte hinzu: „Ich reite schon so lange und bin noch nie auf die Idee gekommen, das Reitervokabular mal auf Französisch nachzuschlagen. Da hat mich erst unser Filmprojekt draufgebracht! Das sind wirklich wichtige Add-ons zu meinem aktiven Wortschatz!“

Die filmischen Grundlagen vermittelte Gisela Kraus, die als Startschuss zum Projekt beim Videounterricht zugeschaltet war. Die gebürtige Regensburgerin kann auf 25 Jahre im Filmgeschäft zurückblicken und wanderte nach ihren Anfangsjahren beim Bayerischen Rundfunk nach London aus, wo sie eine Produktionsfirma gründete. Die verschiedensten Sender, vor allem aber das Auslandsstudio von ARD und ZDF, wurden schon mit Filmmaterial von Gisela Kraus beliefert. Bei diesem Video-Meeting erhielten die Schüler zentrale Informationen zu den Themen Ton, Licht, Hintergrund, Kameraführung und Schnitt. Obendrein erzählte Gisela Kraus von ihren Erlebnissen in der Filmwelt. Auf diese Weise gewährte sie einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen und holte die große weite Welt ins digitale Klassenzimmer. Bei Dokumentationen über sämtliche europäische Königshäuser war sie hinter der Kamera tätig, mit Königin Silvia von Schweden reiste sie in deren Heimat Brasilien, bei einem Interview mit Madonna war sie im Filmteam, auch Heiner Lauterbach hatte sie schon vor ihrer Kamera. Bei der Verkündung des irischen Karfreitagsabkommens war sie dabei, wie auch auf unzähligen Red Carpet Events. „Entsprechen Stars eigentlich ihrem Klischee, zickig zu sein?“ wollten die Schüler wissen. „Interessanterweise sind die wirklich bekannten Schauspieler sehr umgänglich. Schwierig sind in der Regel eher die nicht ganz so erfolgreichen“, wusste Gisela, wie sie von den Schülern genannt werden wollte („beim Film sind alle per Du“), zu berichten. Ob sie bei ihren Reportagen auch schon einmal in eine gefährliche Situation geraten sei, interessierte die Schüler außerdem. Oh ja, bei einer Reportage über einen brodelnden Vulkan, der dann ein paar Wochen später tatsächlich ausbrach, sei ihr im wahrsten Sinn des Wortes heiß geworden. „Ich habe die Hitze durch die dicken Sohlen meiner Stiefel hindurchgespürt, und die Sohlen haben schon leicht zu schmelzen angefangen“, erzählte sie. Oder beim Dreh der Reportage über einen Ehrenmord, wo sie bedroht und zur Herausgabe des Filmmaterials gezwungen wurde. Zum Glück hatte sie in weiser Voraussicht die Kassette aus der Kamera genommen, sie versteckt und durch eine leere ersetzt, die sie dann bereitwillig überreichte. Noch viele Fragen stellten die begeisterten Schüler über die verschiedensten Bereiche von Film und Filmgeschäft und bestaunten Teile des Equipments, die Gisela Kraus zeigte und erklärte. Wen sie unbedingt noch vor ihre Kamera kriegen möchte, wurde zum Beispiel gefragt. Gisela Kraus blieb die Antwort nicht schuldig und gab die Frage zurück. „Bill Gates“, erwiderte die angesprochene Schülerin prompt. „Ich würde ihn fragen, wie er es geschafft hat, so etwas Großes und Erfolgreiches aufzubauen!“ Auch über Praktikumsmöglichkeiten und Filmhochschulen erkundigten sich die Schüler, von denen einige offensichtlich Feuer für das Filmgeschäft gefangen hatten, bei der Fachfrau und bekamen wertvolle Tipps. „Was war bis jetzt Dein schönstes Erlebnis in London?“ kam als abschließende Frage. Die Antwort überraschte. „Auf meinem Motorroller bei Sonnenschein und leichtem Wind über die Themsebrücken fahren“, antwortete die Filmfrau. Und plötzlich war die große weite Welt ganz nah. Bei schönem Wetter über Flussbrücken fahren und uns den Wind um die Nase wehen lassen, das können wir hier auch. Dass unter der Brücke nicht die Themse sondern die Donau fließt, tut dabei gar nichts zur Sache.

Heidi Schießlbauer

 

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Beide Film-Dateien wurden unter den Bedingungen der „Creative Commons – Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitung“-Lizenz (CC BY-NC-ND) veröffentlicht. Diese Lizenz erlaubt lediglich den Download und die Weiterverbreitung der Dateien, jedoch keinerlei Bearbeitung oder kommerzielle Nutzung. 

Für die Hintergrundmusik wurde neben Eigenkompositionen ausschließlich gemafreie Musik, u.a. von frametraxx verwendet.