Musikalische Angebote Musik

Schulmusik vor großen Herausforderungen - Mit kreativen Konzepten der Pandemie trotzen

Ohne Musik wäre das Leben ärmer. „Derzeit kann Musik allerdings nur konsumiert, nicht aber erlebt werden“, sagt Clemens Kink, Schulleiter des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen. Die Pandemie stellt die Schulen vor enorme Herausforderungen beim Musik- und Instrumentalunterricht. „Wir haben den Nachwuchs ein Stück weit verloren.“ Als Motivation, ein Instrument zu erlernen, hilft es Clemens Kink zufolge wenig, wenn Kinder und Jugendliche Musik nur hören, sie müssen die Spielfreude der Musizierenden miterleben. Dies geschieht vor allem auf Schulkonzerten, die derzeit jedoch nicht erlaubt sind. VHG-Chef Kink sieht die Gefahr, dass das Zeitfenster für den Einstieg in das eigene Musizieren verpasst wird. „Für viele Kinder hat es sich während der Pandemie gar nicht erst geöffnet.“

Durch die fehlenden Auftrittsmöglichkeiten entfällt zudem für die bereits musizierenden Schüler das gemeinsame Hinarbeiten auf ein großes Ereignis, zum Beispiel auch während der Probentage, und das gemeinschaftliche Erleben einer besonderen Situation. „Doch Musik lebt von der Begegnung miteinander“, stellt Andreas Friedländer, Leiter der Kreismusikschule, klar. Deshalb wird engagiert nach kreativen Lösungsansätzen gesucht: Das Veit-Höser-Gymnasium veranstaltet Pausenhofkonzerte und gestaltet in Zusammenarbeit mit der Pfarrei Oberalteich regelmäßig musikalische Meditationen in der ehemaligen Klosterkirche, um seinen Schülern alternative Auftrittsmöglichkeiten im Rahmen des Erlaubten zu bieten.

Im Alltag ist vor allem die Ensemblearbeit großen Herausforderungen ausgesetzt, insbesondere in den Bereichen Bläser und Gesang. Miriam Liebl, Leiterin der Bigband am VHG, schreibt jedes Stück für die aktuell dezimierte Besetzung um: Oberstufenschüler, deren Teilnahme am Ensemble für das Abitur prüfungsrelevant ist, und die Rhythmusgruppe. Doch Miriam Liebl sorgt sich um die jüngeren Bläser und Sänger, die derzeit nicht musizieren dürfen: „Die musikalische Aufbauarbeit von Jahren steht auf dem Spiel.“ Deshalb scheut sie nicht die Mühe, mit den Bläsern aus Unter- und Mittelstufe einzeln zu proben. „Gleichzeitiges gemeinsames Musizieren über das Internet stellt vom technischen Anspruch her selbst modernste Online-Spiele noch in den Schatten“, sagt VHG-Schulleiter Kink. Das sei bedauerlich, denn nur durch das Zusammenspiel könne Gemeinschaftsgefühl aufkommen. „Einzeln musizieren und zusammenschneiden ist keine Lösung, mag das Ergebnis noch so ergreifend sein“, zeigt sich VHG-Chef Kink überzeugt.

Am Veit-Höser-Gymnasium bewährt hat sich auch die Kooperation mit der Kreismusikschule im Rahmen der Instrumentalklasse. „Das ist immens wichtige Nachwuchsarbeit“, bestätigt Musiklehrerin Miriam Liebl. „Lehrer der Kreismusikschule kommen ans VHG und unterrichten unsere Schüler innerhalb der regulären Unterrichtszeit am Vormittag in den gängigen Streich- und Blasinstrumenten, jedoch auch in seltener gespielten wie etwa Bratsche, Bariton oder Euphonium, großzügig finanziell unterstützt vom VHG-Förderverein.“ Die Kreismusikschule verfügt über außerordentlich viel Erfahrung mit derlei Kooperationsprojekten.

Kreativität ist indes auch im Klassenunterricht gefragt. Miriam Liebl vom VHG setzt auf Bodypercussion – Klangerzeugung durch den eigenen Körper –, wenn schon auf das gemeinsame Singen verzichtet werden muss. Die Schüler sind jedenfalls begeistert von dieser musikalischen Ausdrucksform.

Musik trägt zur „Persönlichkeitsentwicklung“ bei und ist „Lebensqualität“, betont Kreismusikschulleiter Friedländer. Deshalb müsse man in der Zeit nach der Pandemie die musikalische Ausbildung verstärkt im Blick haben, mahnt VHG-Chef Kink. „Wir müssen unseren Kindern und uns selbst erst wieder beibringen, wie schön gemeinsames Singen und Musizieren ist.“

 

Heidi Schießlbauer

Straubinger Tagblatt / Bogener Zeitung / Allgemeine Laber-Zeitung; 08.02.2022 (gekürzte Version)