UNESCO Musik

Durchdrungen vom Geist des Abtes - Veit-Höser-Gymnasiasten boten ganz besondere Meditation in ehemaliger Klosterkirche

Es war ein Brückenschlag der besonderen Art, der dem Veit-Höser-Gymnasium Bogen (VHG) und der Pfarrei Oberalteich am Freitagabend gelungen ist: Schülerinnen und ein Schüler haben mit einer musikalischen Meditation zu Ehren des heiligen Vitus aufgewartet. Vitus ist der Namenspatron von Abt Veit Höser, nach dem die Schule benannt ist.
Unter dem bekannten Abt Veit Höser, der von 1577 bis 1634 lebte – und, in der damaligen Pandemie, an der Pest starb –, wurde die einstige Kloster- und jetzige Pfarrkirche zu Oberalteich erbaut und das Oberalteicher Kloster zu einer „Hochburg des Geistes“, wie Pfarrer Richard Meier in seiner Begrüßung hervorhob. Heute trägt das nicht einmal zwei Kilometer entfernte Gymnasium in Bogen Veit Hösers Namen. Am Freitag gestalteten Schülerinnen und Schüler des VHG zusammen mit Pfarrer Meier eine musikalische Meditation, die den Besuchern ein harmonisches Gesamterlebnis ermöglichte.
Die Musik war so ausgewählt, dass sie in etwa die verschiedenen Ausstattungsphasen der Oberalteicher Kirche widerspiegelte. Die dargebotenen musikalischen Werke aus dem Barock und der Klassik stammten von den Komponisten Jacchini, Vivaldi, Marcello, de Boismortier, Stamitz, Haydn und Mozart. Das dadurch erzeugte Zusammenwirken von Hören und Sehen trug nicht unwesentlich zum harmonischen Gesamteindruck bei: Es war Musik, die unter die Haut ging, virtuos dargeboten von Anna Schedlbauer auf der Klarinette, Franziska Fuchs am Violoncello und
Katharina Obermaier ebenfalls am Violoncello.
Der perlende Vortrag der Klarinettistin, die ihr Instrument trotz ihres jugendlichen Alters bereits meisterhaft beherrscht und in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe das Musik-Additum belegen wird, überzeugte ebenso wie das großartige Spiel der beiden Cellistinnen, das nicht minder für ein Gänsehaut-Erlebnis sorgte. Für Franziska Fuchs war es zugleich eine Abschiedsvorstellung, gehört sie doch dem Abiturjahrgang 2021 des Veit-Höser-Gymnasiums an. Einfühlsam und souverän begleitet wurden die drei Solistinnen von VHG-Musiklehrerin Miriam Liebl und Regionalkantor Wolfgang Kraus aus Furth im Wald. Diese spielten auf einer nach einem historischen Vorbild gebauten Truhenorgel, die extra aus Regensburg „angereist“ war. Die
jungen Musikerinnen werden unterrichtet von Barbara Wolf-Eckmann (Violoncello) und Andreas Friedländer (Klarinette) von der Kreismusikschule Straubing-Bogen.

Die geistlichen Texte hatte Pfarrer Richard Meier zusammengestellt; vorgetragen wurden sie von den VHG-Schülerinnen Nikola Petschko, Magdalena Obermeier und Felicitas Reiner sowie VHG-Schüler Elias Murrer. Pfarrer Meier erläuterte, welch große Bedeutung für Katholiken ihr Namenspatron hat, weswegen ursprünglich nicht der Geburtstag, sondern der Namenstag gefeiert wurde. Der Gedenktag des heiligen Vitus, auf den die volkstümliche Abkürzung Veit zurückgeht, ist am 15. Juni, und die Meditation fand am nächstmöglichen Termin zu diesem Datum statt.
Vorgetragen wurden die Vitus-Legende, außerdem Tagesgebet, Evangelium und ein Teil der Lesehore seines Gedenktages und schließlich der Beginn der Regula Benedicti, die Abt Veit Höser und seinen Mitbrüdern im damaligen Benediktinerkloster wohlvertraut war und mit „Obsculta!“ –
„Höre“! – beginnt. Letztere wurde in lateinischer Sprache von der Kanzel verkündet, die deutsche Übersetzung folgte vom Ambo aus. Das Vaterunser und der Segen beschlossen die musikalische Meditation, die – unter Wahrung der Corona-Vorschriften – sehr gut besucht war. Die Teilnehmer zeigten sich bewegt von der ganz besonderen Andacht – „Balsam für die Seele in diesen herausfordernden Zeiten“, wie es einer von ihnen in Worte fasste. Tanja Danner-Schedlbauer, eine der Vorsitzenden des VHG-Elternbeirats, wies auf das Engagement der jungen Leute hin, die an einem der ersten Freitagabende, an denen man wieder hätte ausgehen können, bereit waren, sich stattdessen für ihre Schule zu engagieren. Als „sehr berührendes Erlebnis“ bezeichneten die Schüler selbst diese Meditation im einmaligen Ambiente der ehemaligen Klosterkirche.

Die Anregung zu diesem Abend war vom musikbegeisterten VHG-Schulleiter Clemens Kink gekommen, nachdem seine Schülerin Katharina Obermaier zuvor bereits bei einer Andacht mit Regionalkantor Wolfgang Kraus in Furth im Wald musiziert hatte. Die VHG-Lehrerinnen Miriam Liebl und Heidi Schießlbauer griffen die Idee auf, und durch die langjährige Freundschaft von Wolfgang Kraus zu Pfarrer Richard Meier war eine passende Kirche schnell gefunden. Clemens Kink zeigte sich höchst erfreut über das erfolgreiche Zusammenwirken: „Schließlich gibt es nur wenige Schulen, die einen so prächtigen Wirkungsort ihres Namensgebers in direkter Nachbarschaft haben und ihn so wunderbar mit Leben erfüllen können.“    – map –

Straubinger Tagblatt / Bogener Zeitung; 30.06.2021

Fotos: Jonas Dilger, 10b