Amnesty UNESCO Religion/Ethik

Flüchtlinge aus Seenot gerettet -Gymnasiasten werden online durch SEA-EYE-Vortrag informiert

Professor Scharfenberg

Die neunten und zehnten Klassen des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen erlebten in einem zweistündigen Online-Vortrag eines Vertreters der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye die Flüchtlingssituation an der Küste Libyens, die Rettung von in Seenot geratenen Menschen und die Arbeit dieser Hilfsorganisation hautnah mit.

Zum Einstieg erfuhren die Teilnehmer von der Amnesty-Gruppe des VHG rund um die Religionspädagogen StR Dr. Stettner und OStRin Perschl, die den Vortrag organisiert hatten, allgemeine Fakten über die Flüchtlingssituation in der Welt. Ursachen und Auslöser einer Flucht aus der eigenen Heimat sind beispielsweise Bürgerkriege, schlechte Lebensbedingungen, Perspektivlosigkeit und keine Chance auf eine lebenswerte Zukunft im Heimatland. Viele Menschen haben, bis sie die Küste Libyens erreichen, schon mehrere Jahre auf der Flucht hinter sich, geprägt von Hunger, Vergewaltigung und Erpressung. In Libyen geraten sie dann häufig in KZ-ähnliche Lager, bevor sie von Schleppern auf nicht hochseetüchtige Boote gebracht werden. Von Beginn der Flüchtlingskrise an bis 2021 sind bereits über 20.000 Menschen auf dem Weg nach Europa gestorben.

Obwohl Corona heute das alles bestimmende Thema ist, ist die Flüchtlingskrise noch längst nicht vorbei. Weiterhin sterben jeden Tag Menschen auf offenem Meer durch Ertrinken, Seekrankheiten oder andere schlechte Bedingungen, die auf den häufig völlig überladenen Flüchtlingsbooten herrschen.

Der Ehrengast des Vortrags war Georg Scharfenberg, der früher Professor für Elektro- und Informationstechnik an der OTH in Regensburg war. Er selbst war auf Missionen der Rettungsboote von Sea-Eye Kapitän und freiwilliger Helfer. Sea-Eye ist eine 2015 von Michael Buschheuer in Regensburg privat gegründete Organisation zur Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Die Rettungsaktionen werden durch Spenden finanziert und von gemischten Crews aus professionellen und ehrenamtlichen Helfern geleistet. Vor Beginn bietet Sea-Eye Ausbildungen für Missionsteilnehmer an, nach deren Ende psychologische Betreuung.

Zum Ablauf erfuhren die Teilnehmer, dass die Ehrenamtlichen meistens um 4 Uhr morgens mit einem großen Rettungsboot auf See fuhren, um an der Küste Libyens Menschen zu retten. Nicht selten kam es in diesen Fällen auch zu Panikausbrüchen auf den überfüllten Flüchtlingsbooten. Selbst auf den Rettungsbooten von Sea-Eye angekommen, waren die Flüchtlinge durchnässt und so traumatisiert, dass Suizidversuche unternommen wurden, die zum Glück verhindert werden konnten.

Georg Scharfenberg äußerte sich auch zur Haltung Europas gegenüber privaten Hilfsorganisationen für Flüchtlinge. Die EU habe sich dazu entschlossen, gegen solche Missionen vorzugehen. Anklagen gegen Helfer, z.B. wegen Einfahrten in einen europäischen Hafen seien nicht selten gewesen. Gegenwärtig würden  die Schiffe oft unter fadenscheinigen und gerichtlich nicht haltbaren Gründen in den Häfen an der Ausfahrt zu Rettungsaktionen gehindert werden.

Sea-Eye fordert von Europa mehr Verantwortung für die Flüchtlingskrise zu übernehmen und Rettungsdienste zu unterstützen, statt zu behindern. Georg Scharfenberg selbst ist der Überzeugung, dass die Flüchtlingskrise und damit die Rettungsmissionen noch lange kein Ende finden.

Am Ende des Vortrags konnte jeder Schüler/Lehrer Fragen an Georg Scharfenberger stellen.

 

Felicitas Reiner und Lisa Landstorfer, 10a (Mitglieder der UNESCO-Gruppe)

Ein Rettungsboot von Sea-Eye steuert im Mittelmeer auf ein Flüchtlingsboot zu.