Geographie

Der Kraft von Wind, Sonne und Pflanzen auf der Spur - Exkursion der beiden Q11-Geografiekurse zu den Standorten umweltfreundlicher Energieproduktion im Landkreis

Ressourcen aller Art und deren jeweilige Nutzung sind elementare Unterrichtsgegenstände im Geografieunterricht im zweiten Semester der 11. Jahrgangsstufe. Und da der Landkreis Straubing-Bogen in dieser Hinsicht einiges zu bieten hat und die Dependance der Technischen Universität München in Straubing mit dem Forschungsschwerpunkt „nachwachsende Rohstoffe“ vor Ort ist, liegt es nahe, daraus einen Exkursionstag zu stricken. Diese Chance ergriffen die beiden Kurse von StD Hans Sagstetter und OStRin Sylvia Iberle und suchten im Juni des vergangenen Schuljahres insgesamt fünf Standorte unterschiedlichster Couleur auf, um sich ein unmittelbares Bild der umweltfreundlichen und nachhaltigen Energieerzeugung mit ihren Vorzügen und Schwächen  bzw. Problemen zu verschaffen.

Station 1: Wald-Windpark Schiederhof bei Wiesenfelden

Mit einer Nabenhöhe von 149 und einem Rotordurchmesser von 136 Metern, speziell entwickelt für Binnenstandorte, grüßt der 2018 erbaute Wald-Windpark Schiederhof auf den Anhöhen des Vorderen Bayerischen Waldes schon von weitem seine Besucher. Der Standort sei mit besonderer Sorgfalt ausgewählt worden, wie Nadine Kunze und Lucia Gold von der Firma gold-solarwind, die das Projekt gebaut hat und jetzt betreut, betonen, schließlich sollen die Windhöffigkeit und damit die Effizienz maximal, der Untergrund stabil und die Einschränkungen für mögliche Anlieger  und Flora sowie Fauna auf ein Minimum reduziert sein, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung gegeben ist.  Durch die Position im Forst von Thurn und Taxis ist die 10 H-Vorgabe (im Umkreis der zehnfachen Höhe der Windkraftanlage darf keine menschliche Ansiedlung sein) eingehalten, sind also mögliche Einsprüche und Widerstände im Vorfeld aus dem Weg geräumt worden. Die neu entwickelte Anlage (2 Vespas V136) erzeugt nur minimale Geräusch-Emissionen, so dass der Wald in seinen zentralen Funktionen kaum beeinträchtigt ist. Das Fundament (lediglich bis zu drei Metern Tiefe) auf hartem Granit sorgt für Stabilität, Computersysteme steuern die Windräder so, dass die optimale Windanströmung gegeben ist. Auf diese Art und Weise wird sauberer Ökostrom generiert, und zwar 3,6 MW pro Anlage, womit insgesamt 4500 Haushalte versorgt und 10.000 Tonnen Co2 eingespart werden können. Allerdings sie durch die 10 H-Regelung der Windmarkt in Bayern so gut wie „tot“, wie die beiden Referentinnen den Schülern mit auf den Weg gaben.

Station2: Nahwärme heizt 100 Haushalten in Ascha ein

Die Nahwärme Ascha GmbH betreibt, wie Bürgermeister Wolfgang Zirngibl den Exkursionsteilnehmern erläuterte,  neben einem Biomassekessel, einem Heizölkessel und einer Holztrocknungsanlage das örtliche Fernwärmenetz mit rund 100 angeschlossenen Kunden. In einem weiteren Schritt der Kooperation mit der Bayernwerk Natur wurden die innovative Holzvergasungsanlage, die nicht nur Wärme, sondern auch Strom regenerativ erzeugt, und die Photovoltaik-Anlage der benachbarten Strom. Wärme.Ascha.GmbH (S.W.A.G.) übernommen und in die Nahwärme Ascha GmbH integriert. Somit kommt die Wärmeerzeugung aus einer Hand und sichert die zukünftige umweltgerechte Wärmeversorgung in Ascha.

Station 3: Voltaikpark in Au produziert Strom für 300 Wohnungen

Mit 4,2 Millionen Euro Investitionssumme habe er sein Photovoltaikprojekt 2005 in Angriff genommen, so der Eigentümer Franz Berl. Zu Gute gekommen sei ihm damals das Flurbereinigungsprojekt Ascha, denn dadurch seien seine verstreut liegenden landwirtschaftlichen Flächen neben seiner Hofstelle zusammengelegt worden, so dass er seine Pläne auf einem kompakten 3,5 Hektar großen kompakten Areal habe verwirklichen können. Inzwischen produziere er für rund 300 Haushalte auf umweltfreundliche Weise den Strom. Er verhehlte nicht, dass ihm das ehrgeizige Ziel in manchen Nächten den Schlaf geraubt habe. Die variable Zinsentwicklung, die stetig abnehmende Einspeisevergütung oder Störfälle hätten schon an ihm genagt. Gleichwohl, so sein Fazit, habe sich die Investition in die umweltfreundliche Energieproduktion gelohnt, auch finanziell. Freilich weiß auch er nicht, wie hoch die zukünftige Einspeisevergütung ausfallen wird.

Station 4: CARMEN/TUM: Studium der nachwachsenden Rohstoffe vor Ort

Herr Münch von der Technischen Universität München informierte die Schüler grob über die Studienmöglichkeiten an der Straubinger Dependance der TU  München. An der TU studierten 40.000 Studenten, betreut von 10.000 Mitarbeitern.

In Straubing werden fünf Studiengänge angeboten, jeweils  mit dem Abschluss als Bachelor (6 Semester)und anschließend dem Master (4 Semester). Und zwar: Anbausysteme, chemisch stoffliche Nutzung, energetische Nutzung, Biogene Werkstoffe und BIO-BWL.

Das generelle Forschungsziel von KONARO (Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe) sei die Reduzierung von Erdöl und dessen Substitution durch nachwachsende Rohstoffe.

Herr Schröter von CARMEN  informierte aufgrund der fortgeschrittenen Zeit leider nur sehr kurz über die Ausstellung mit den zahlreichen Produkten aus Getreidestärken (Biokunststoffe) wie z.B. eine Kloschüssel, wiederverwendbare Plastikbeutel, die nach dem letztmaligen Gebrauch auch verrotten können und erneut zu Humus werden, oder über Mais als Biogaspflanze.

 

Station 5: Biogasanlage Braun in Roithof: Doppelter Nutzungsgrad

Die letzte Anlaufstelle der Exkursion im Landkreis war die Biogasanlage des Landwirts Arthur Braun in Roithof, Gemeinde Parkstetten. Die vorzugsweise mit Futtermais gefütterte Anlage produziert Biogas, mit dem im ersten Schritt durch Verbrennung Strom erzeugt und mit der Abwärme des Motors heißes Wasser produziert wird, mit dem die Nachbarschaft, aber auch das nahe gelegene Reibersdorf mit Nahwärme unterstützt wird. Mit einer im Winter zugeschalteten Hackschnitzelanlage wird somit den Reibersdorfer wohlig „eingeheizt“.

Gleichwohl plagen den Besitzer auch Zukunftsängste, denn mit dem Auslaufen der Fördergelder/Einspeisevergütungen rechne sich die Anlage nicht mehr wie im gewohnten Maße.

 Hans Sagstetter