Am Mittwoch-Vormittag hatte das Veit-Höser-Gymnasium in Bogen die Ehre mit Karl-Peter Naumann, dem Ehrenvorsitzenden des Fahrgastverbandes Pro Bahn und bekannt durch verschiedene TV-Sendungen, eine ganz besondere Unterrichtseinheit zum Thema Nachhaltigkeit durchzuführen. Nur elf Gymnasien in Bayern wurden von der Unesco als Projektschulen international anerkannt und ausgewählt, davon ist das VHG in Bogen das einzige Gymnasium in Niederbayern.
Unesco-Schulkoordinatorin und Lehrerin Heidi Schießlbauer hatte den Termin mit dem namhaften Karl-Peter Naumann organisiert und eine Arbeitsgruppe von 13 Schülern der 8. und 9. Klassen nahm in gespannter Erwartung an der von Naumann geleiteten Projektarbeit teil. Insgesamt gehören 50 Schüler des Veit-Höser-Gymnasiums verschiedenen Unesco-Projektgruppen an, die sie freiwillig regelmäßig besuchen, um sich den Bildungszielen der Unesco zu widmen. Diese sind unter anderem Menschenrechts- und Demokratiebildung, Welterbe-Erziehung, Digitalisierung, aber auch vor allem Nachhaltigkeit.
Thema der aktuellen Projektarbeit war und ist für die Bogener Schüler „Nachhaltiges Reisen“. Bis zum 9. Mai dieses Jahres geht es darum, nachhaltige Studienreisen zu kreieren und zu planen, die dann verschiedene Klassen des Gymnasiums in den nächsten Jahren durchführen werden. Der 9. Mai ist daher ein wichtiges Abschlussdatum der Schüler-Projektierungen, damit im Rahmen der von der bayerischen Wirtschaft unterstützten Stiftung „Bildungspakt Bayern“ die Unesco-Gruppe eine Förderung von 400 Euro erhalten kann.
Am Mittwoch wies Karl-Peter Naumann gleich zu Beginn der dreistündigen Unterrichtseinheit auf einfache Möglichkeiten hin, schon beim Zusammenstellen des Reiseproviants umweltfreundlich zu planen, zum Beispiel mit Mehrweg- statt Einweg-Flaschen oder mit Papier- statt Aluverpackungen. Als Reiseziele für die in den nächsten Jahren geplanten Studienreisen schlugen die vier Arbeitsgruppen die Städte Würzburg, Frankfurt, Hamburg und Köln vor. Da sich die Bahn als nachhaltigste und umweltfreundlichste Verkehrsmöglichkeit anbietet, recherchierten die Schüler zuerst online die günstigsten und effektivsten Verbindungen inklusive S-Bahn zur möglichst nahen Erreichung einer Übernachtungsmöglichkeit mit Schienennetzen. Im nächsten Schritt suchten die sogenannten „Unescos“, wie sich die Projektschüler nennen, per Internet die möglichen günstigen und in Bahnhofsnähe gelegenen Hotels oder Jugendherbergen und verglichen die Angebote.
Anschließend wurden umweltbewusste und nachhaltige Tagesprogramme und Freizeitaktivitäten organisiert, die meist zu Fuß oder auch mit Fahrrädern erreichbar sind. Wichtig ist für Lehrerin Heidi Schießlbauer, dass sich der Begriff Nachhaltigkeit nicht nur auf Umweltbewusstsein und Klimaschutz bezieht, sondern auf ein nachhaltiges „Lernen durch erlebte Erfahrungen, die sich lange einprägen“. Damit meint Schießlbauer auch nachhaltige Erfahrungen mit kulturellen Veranstaltungen, in der Natur oder auch in der Schüler- Gemeinschaft. „Das Gegenteil von Nachhaltigkeit ist die Eintagsfliege“, sagt die Bogener Unesco-Gruppen-Leiterin und möchte ihren Schülern mit den Projekten „Erfahrungen geben, die sich lebenslang einprägen“ und somit nachhaltig sind.
Schulleiter Clemens Kink zeigte sich sehr erfreut über die schon viele Jahre bestehende Anerkennung des VHGs als eines der wenigen Unesco-Projekt-Gymnasien in Bayern und lobte die freiwilligen Aktivitäten der Schüler sowie die Leitung von Heidi Schießlbauer. „Bei unseren Schülern geht die wichtige Saat am besten auf“, sagte Kink unserer Zeitung, was viele befragte Schüler durch ihre Aussagen bestätigten. „Wir müssen was für die Umwelt tun, um Klimakatastrophen zu verhindern und bevor es zu spät ist“, war eine der am häufigsten geäußerten Aussagen oder „Wir dürfen unsere Erde, unsere Luft, unsere Bäume nicht weiter so zerstören“, sagten einige der Unesco-Schüler.
Zum Ende der Projektarbeit war auch Karl-Peter Naumann sehr zufrieden mit den Ergebnissen und dem Engagement der Schüler. In einem abschließenden Kurz-Interview wünschte sich der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn für die Zukunft, auch in Anbetracht hoher Spritpreise, eine stärkere umweltfreundliche Nutzung der Bahnverbindungen. Aktuell werden laut Naumann die öffentlichen Verkehrsmittel nur von etwa 25 Prozent der Arbeitnehmer genutzt. Jedoch räumte Naumann auch ein, dass für eine stärkere Nutzung insbesondere eine höhere Zuverlässigkeit der Bahn, bessere Verbindungen und eine klarere Informationspolitik von Nöten sei. Auch sprach Naumann eine dringend notwendige, bessere Kooperation zwischen Bahn und Bus an.
„Die ressourcenschonende Verkehrspolitik der Zukunft darf nicht nur hinter der Windschutzscheibe der Autos geplant werden“, resümierte Karl-Peter Naumann, um sich dann auf seinen Heimweg nach Hamburg zu machen – natürlich mit der Bahn. „Nachhaltigkeit heißt an das Morgen denken“, äußerte Schulkoordinatorin Schießlbauer.
Straubinger Tagblatt / Bogener Zeitung; 18.03.2022
Text und Fotos: Jürgen Trageser