Deutsch Theatergruppe

Die Theatergruppe des VHG überzeugt mit einem tiefgründigen „Gruselstück“

Schwarz gekleidet und mit leerem Blick sitzen die Mädchen zu Beginn auf der Bühne. Um sie herum eine surreale Szenerie aus Planen, überdimensionierten Knöpfen und einem großen halbdurchsichtigen Raumteiler, der ahnen lässt, dass sich die Grenze zwischen Realität und Parallelwelt immer mehr auflösen wird.  

Mit viel Kreativität und Herzblut hat die Theatergruppe des Veit-Höser-Gymnasiums Bogen ihr neues Stück „Enya und die andere Welt“ auf die Bühne des Kulturforums in Oberalteich gebracht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler aus der Unter- und Mittelstufe zeigten eine gruselig-phantastische Produktion, die die sehr zahlreich erschienenen Besucher in den Bann zog. Mit nur wenigen Requisiten und geschickt eingesetzten Licht- und Toneffekten gelang es der betreuenden Lehrkraft und Spielleitung, Dr. Marion Stojetz, von Beginn an, eine geheimnisvolle Stimmung aufzubauen und jeder Szene einen ganz eigenen Charakter zu verleihen.

Inspiriert von einer phantastisch-märchenhaften Graphic Novel muss sich die Protagonistin Enya, – sehr überzeugend gespielt von Anna Gegenfurtner und Katharina Friedl – , selbst aus einer Parallelrealität befreien. Das Mädchen wird von ihren Eltern gezwungen, mit ihnen in eine ganz neue, fremde Umgebung zu ziehen. Es fühlt sich verloren und isoliert, da sich die Eltern nicht genügend um es kümmern. Enya taucht in eine versteckte Welt ein, die auf den ersten Blick viel besser aussieht als ihr eigentliches Zuhause. Sie ignoriert die Tatsache, dass die auf den ersten Blick liebevolle und fürsorgliche „Andere Mutter“, (Henriette von Keller) und der „Andere Vater“ (Clara Strobl) schwarze Knöpfe anstelle der Augen haben. Durch die schaurige Begegnung mit drei Geisterkindern (Ronja Janker, Delila Sejdic und Annika Puls) begreift Enya aber endlich, dass sie kurz davor ist, in der Parallelwelt verloren zu gehen. Auch ihre echte Familie schwebt nun in Gefahr. Die Verzweiflung der verlorenen Seelen in der „anderen Welt“ wurde sehr kreativ und eindringlich mit Schatten- und Toneffekten dargestellt. Enya allein muss es jetzt schaffen, ihre Familie zu retten. Trotz aller Ängste besiegt das Mädchen mutig die „Andere Mutter“, die sich als böse Hexe entpuppt hat. Begleitet wird Enya bei ihrem Abenteuer außerdem von einer schwarzen Katze, die die Fähigkeit hat, sich zwischen beiden Welten zu bewegen (Elara Topal und Marie-Claire Albertskirchinger). Auch wenn die Handlung märchenhaft anmutet, wurde das Stück sehr tiefgründig inszeniert und lässt viel Raum für Interpretationen.  So brachten die jungen Schauspielerinnen in beeindruckender Weise viele große Themen auf die Bühne: Es geht um die echte Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern, es geht um Sehnsucht, Manipulation und natürlich auch um Mut und Tapferkeit. Enya muss die Antworten auf ihre Fragen „Wer bin ich eigentlich?“, „Wie schaffe ich das?“, „Was will ich?“ und „Wie viel Mut steckt in mir?“ letztendlich selbst finden. Ein Stück also für alle Altersgruppen. Der verdiente langanhaltende Schlussapplaus belohnte alle Beteiligten für den in allen Bereichen sehr gelungenen Abend.

 

(J. Meier / Fotos: R. Zollner)