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Gedichte sind wie gemalte Fensterscheiben - Veit-Höser-Gymnasium gibt zweite Anthologie heraus – Preisträger des Lyrik-Wettbewerbs geehrt

Mit diesem im Titel benutzten und von Goethe entliehenen Vergleich veranschaulichte  Deutsch-Fachbetreuer  Bernd Winter  die Wirkungsweise von Gedichten. Nur wer sich darauf einlasse, Gedichte wie gemalte Fensterscheiben im Gegenlicht zu betrachten, erkenne ihre Schönheit und Aussagekraft. Wer nicht, für den blieben sie dunkel und stumpf. So gesprochen bei der Verleihung der Preise anlässlich des Lyrikwettbewerbs am Veit-Höser-Gymnasium Bogen, der von Studienrat Tom Spiegelhauer initiiert und nun schon zum zweiten Mal ausgetragen worden war. Das Ergebnis, die zweite Anthologie, kann sich sehen lassen und ab sofort an der Schule, im lokalen Buchhandel in Bogen und auch online erworben werden.

Auch Schulleiter Clemens Kink, von seiner Profession her Mathematiker und Physiker, sparte in seiner launigen Begrüßung nicht an Metaphern und Vergleichen, als er die Frage aufwarf, was denn überhaupt ein Gedicht sei. Den entscheidenden Impuls für deren Beantwortung habe ihm ein zufällig aufgefundener Johannisbeerkuchen gegeben, der ja auch ein „Gedicht“ sein könne, wenn er gelungen sei. Klar im Aufbau, perfekt in der Form, mit Hingabe und Liebe gebacken, einfach etwas Besonderes. Doch enthaltene störrische Kerne seien ihm unangenehm aufgestoßen, so auch Gedichte, die nicht nur glatt und bekömmlich, sondern deren schwerer zu verdauenden Anteile zu „beißen“ gäben.  Selbstredend versäumte er es nicht, den Triebfedern hinter der gesamten Aktion – Studienrat Tom Spiegelhauer, den Oberstudienräten Christine Sommerfeld und Jens Labrenz für ihre Juryarbeit bei der Auswahl der Gedichte für die Anthologie – für ihre Mühe zu danken.

Deutsch-Fachbetreuer, Studiendirektor Bernd Winter, war stolz auf die SchülerInnen, die den Mut gehabt hätten, zur Feder zu greifen, aber auch auf die übrigen Deutschlehrer, die ihre SchülerInnen dazu motiviert hätten, ohne Zwang auszuüben. So hat mit 368 Einsendungen mehr als die Hälfte der  Schülerschaft an dem Wettbewerb teilgenommen. Er wünschte ihnen weiterhin Freude am kreativen Schreiben.

Die Juroren Frau Sommerfeld und Herr Labrenz erläuterten in ihren Grußworten die vorgegebenen Rahmenthemen, zu denen sich die SchülerInnen äußern konnten: „Zeit und Raum“;  „Fragen, Zweifel, Ängste“; als Pendant dazu „Glaube, Liebe , Hoffnung“; „Sehnsucht“; „Typen und Trigger“.

Und dies geschah in einer breiten Palette unterschiedlicher Darbietungen: Mal in strenger Quartettform, kreuzweise gereimt, wie bei Thomas Sagstetters (10a) Gedicht „Leben oder Tod“ oder Benedikt Brandl (Q11), der sich verslos und in freien Rhythmen um „Unsere größte Angst“ sorgte. Daneben optisch schön ins Bild gesetzte visuelle Poesie in Simon Hartls (9. Klasse) „Jein“ bzw. „Der Mond“ von Sebastian Friedl (7c). Sprachlich changierend zwischen Dialekt „A Samsdog in Ascha“ (Niklas Karl, 10. Klasse) und stilistisch anspruchsvollen Oxymora „Süßes Gift“,  bei Bastian Wolfs (10a) gleichnamigen Gedicht, das sich durch Parallelismen, Antithesen oder Paradoxa an großen Vorbildern orientiert.

Die gesamte Klaviatur an Weltsichten war in  den Beiträgen zu vernehmen: von humorvoll, optimistisch, aber auch kritisch-besorgt oder zahlreiche Fragen aufwerfend sowie aufrüttelnd-appellativ. Allen Gedichten gemein waren sinnvolle Inhalte, gedanklich klar strukturiert und  oftmals auch in eine adäquate Form gekleidet.

Mit einem Freiexemplar der Anthologie und einem Büchergutschein für die Schreiber der 40 Siegergedichte, einzulösen in der Buchhandlung Winklmeier in Bogen, als Lohn für die Mühen und den Mut, sein Gedicht vor einer stattlichen Zuhörerschar vorzutragen, würdigte die Fachschaft Deutsch das außerunterrichtliche Engagement. Den Abend umrahmte Musiklehrerin Doris Köppel mit den Schülerinnen Lena Stöger an der Geige und Katharina Obermeier am Cello.

(has)